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Wie eine Frau aus Aargau in den Fokus der Nazis geriet

Wie eine Aargauerin ins Visier der Nazis geriet

Teaser: Lili Glarner will verreisen – doch stattdessen wird sie in Berlin von der Gestapo verhaftet und der Spionage verdächtigt.

21. Dezember 2025, 15:42 Uhr

Die Schweizerin Lili Glarner, entstammend einer angesehene Familie aus dem Aargau, verbrachte 15 Monate in Nazi-Gefangenschaft – zwölf davon in Einzelhaft. Ihr Martyrium begann 1933, als sie gemeinsam mit ihrem niederländischen Freund in Berlin unter Spionageverdacht festgenommen wurde. Erst Jahrzehnte später, nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1978, erfuhren ihre Kinder das ganze Ausmaß ihres Leidens.

Geboren in eine bekannte Ärztefamilie in Wildegg, Kanton Aargau, sympathisierte Glarner bereits in jungen Jahren mit dem Kommunismus. 1933 plante sie, ihren niederländischen Freund zu heiraten und in die Sowjetunion auszuwandern. Während sie in Berlin auf ihre Visa warteten, schlossen sich die beiden einer kommunistischen Widerstandsgruppe an.

Die Gestapo nahm sie unter Spionageverdacht fest. Glarner verbrachte Monate in Isolation und schrieb ihrer Mutter Briefe über die grausamen Haftbedingungen. Ihr Freund übernahm die volle Verantwortung für die angeblichen Aktivitäten – was vermutlich zu ihrer überraschenden Freilassung im Oktober 1934 beitrug. Auch ihre Schweizer Staatsbürgerschaft und der unermüdliche Druck ihres Vaters auf die Behörden, der sogar Kontakte in NS-Kreisen nutzte, spielten eine Rolle.

Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz heiratete Glarner 1938 Helmut Zschockke, einen ehemaligen Schulkameraden und überzeugten Kommunisten. Das Paar bekam fünf Töchter und einen Sohn und blieb politisch engagiert. Später schloss sich Glarner der Frauengruppe der SP an. 1965 starb sie mit nur 56 Jahren an Krebs – ihre Kriegstraumata blieben ihren Kindern bis Jahre danach verborgen.

Erst nach dem Tod ihres Mannes 1978 stießen die Kinder auf ihre Gefängnisbriefe. Die Dokumente offenbarten das volle Ausmaß ihres Leidens in Nazi-Haft. Ihr Leben steht für den Widerstandsgeist einer Einzelnen, für politische Überzeugung und die tiefen Narben, die historische Unterdrückung hinterlässt.